Hallo,

bisher hatte ich ja nur Mules und Sandaletten, aber Herbst und Winter (auch unsere milden Varianten) empfehlen doch irgendwann geschlossene Schuhe. Und da ich Pumps nicht mag, kommen Stiefel und Stiefeletten in die Auswahl.

Nach einer Wochen Surfen haben mich zwei Läden interessiert: Fashion unlimited in Velen und Schuhplus in Dörverden. Da Letzterer die Marke Giaro führt, die mich schon lange reizt, fiel die Wahl auf die Tour per Niedersachen-Ticket.

In Nienburg musste ich umsteigen, also vorher in meine Coco California Sandaletten (ich verzichte hier mal auf Bilder, siehe meinen Beitrag "Stadthagen und 2 x Hannover") . Temperaturbedingt mit Wollsocken, optisch nicht der Bringer, aber durch das dunkle Blau sah es bei nicht allzu genauem Hinsehen wie ein geschlossener Schuh aus. Dazu eine dunkelgraue feine Wollhose – schon fast edel. Weiter oben wurde es dann allerdings wie üblich legerer mit Steppjacke, rotem Rocksack, Wollmütze und Vollbart.

Der Umstieg klappte gut (hatte zuerst etwas Bedenken, ob die 5 Minuten auf hohen Hacken und je nach Publikumsverkehr ausreichten). Im Oberdeck fand ich einen freien 4er-Platz mit Tisch, genau das richtige um eine Zwischenmahlzeit einzunehmen. Der junge Mann am PC auf der anderen Seite bekam anscheinend nichts mit.

In Dörverden hatte falk.de 2,2 km zum Laden prophezeit (auf die Abkürzung kam das Programm nicht, ist mir jetzt schon zweimal passiert). Auf diesen Fußweg hatte ich mich schon gefreut. Aber bei dem groben unebenen Straßenasphalt (Bürgersteige – wer braucht die denn ?) hatte ich echt Angst um meine Gesundheit. Und das, obwohl ich das Laufen in diesen Schuhen immer mehr liebe und sie richtig bequem finde. Doch beim Ausziehen gab mir eine moosgrüne Verfärbung der Sohle zusätzlich recht. Erst als in Zentrumsnähe ein einigermaßen ebener Bürgersteig anfing, wechselte ich wieder und hatte immer noch einen schönen Weg zum Laden.

Das Giaro-Programm war gleich nach dem Eingang als Blickfang aufgebaut. Ich fand auch die beiden Modelle, die ich mir vorher ausgesucht hatte und es zeigte sich, dass die Entscheidung für einen Laden zum Anprobieren richtig war. Das erste Modell drückte selbst in Größe 43 und in 44 rutschte ich durch. Das zweite Modell hatte angenehm weniger Plateau, dafür einen Stilettoabsatz. Außerdem passte mir der Schnitt besser, so dass die SG 43 gut saß. Leider kam mir dann etwas in die Quere, was ich bei Billigmarken vermisse: mit der SG 43 war der Absatz mitgewachsen. Also SG 42 zu eng mit Absatz ok, eine Nummer größer war dann der entscheidende Tucken zu hoch. Schade.

Das übrige Angebot an Stiefeln war mir absatzmäßig zu niedrig. Also noch ein paar nette Worte mit der Verkäuferin gewechselt, die mir dann den kürzesten Weg zum Bahnhof beschrieb. Dort angekommen wieder in die Heels und wieder im gut besetzten Zug einen freien 4er Platz bekommen. Bis Nienburg, dort blieb ein Ehepaar neben mir stehen und die Frau fragte ihn, ob denn gar keine Plätze in Fahrtrichtung frei seien. Nun ich bin ja kein Unmensch und bot ihr an, meinen Rucksack unter den Tisch zu stellen und so den Platz neben mir frei zu machen. Den nahm sie gerne an, ihr Mann setzte sich gegenüber und sah natürlich meine Schuhe, ohne Reaktion. Zuerst war es ruhig, ich machte ab und zu ein eine Bemerkung als Gesprächsangebot und es entwickelte sich dann auch eine lockere Unterhaltung über lange Zugfahrten, Enkelkinder im Zug und Weihnachtsmärkte. Unterbrochen wurden wir durch die Ankunft in Hannover – und dann hatte er nach der Verabschiedung auch Zeit noch einmal drei ganz lange Blicke auf meine Schuhe zu nehmen.
Das Ankunftsgleis lag passend gleich neben einem Schuhladen. Also hinein und es kam zu einer lustigen Begegnung: ich hatte mir die Stiefeletten angeschaut und war schon fast auf dem Weg nach draußen, als mich eine Verkäuferin ansprach. Und dann: da komme ich aus der Damenabteilung, stehe auf 17 cm Absätzen und sie fragt mich, ob es Damen- oder Herrenstiefel sein sollen?? Gut, ich zeige die Absätze und nach einem kurzen Moment der Verwirrung die Auskunft, dass sie leider keine weiteren Damenstiefel hätten.

Beim anschließende Standardschlür durch die Billigläden im Untergeschoss finde ich erwartungsgemäß nichts – konsequente Obergrenze SG 41. Bei Sandalen oder Mules manchmal möglich, aber nicht bei Stiefeln. Aber ich mag die Läden mit den vielen High Heels einfach immer wieder gerne anschauen.

Beim grünen D hätte ich fast etwas bekommen. Schön schlicht, schwarz, mit ordentlichem Absatz und das in SG 42! Trotzdem leider, leider vorne zu eng. Und wie ich noch einmal durch den Gang gehe und überlege, ob ich sie nicht doch nehmen soll, sagt eine männliche Stimme von der Seite: „Glückwunsch! Beneidenswert, SG 42 zu haben!“ Er habe es mit SG 44 verdammt schwer, hier etwas zu finden. Dann zum Thema Partnerin, die damit gar nicht kann, und dass er auf dem Weg zum Transgender sei, dürfe er ihr gar nicht sagen. Und dann müsse man halt sehen, wo und wie das ausgelebt werden könne. Ich drücke ihm mein Mitgefühl aus und wir verabschieden uns. Zweimal habe ich einen Hinweis auf unsere Seite eingeflochten, aber er hatte anscheinend kein Interesse.

Dann habe ich verschiedene Läden abgeklackert. Bei Salamander überraschte mich ein ganzes Regal mit SG 41/42. Ein Paar tolle Overknees – wenn es die als Stiefelette gegeben hätte... Auf jeden Fall muss ich diese Kette wohl in mein Standardprogramm aufnehmen.

Beim Verlassen des Hauses begegne ich dann einer kleinen indischen Prinzessin (ca. 4-5 Jahre alt) „Bist du ein Mädchen?““Nein...“ „Aber das sind doch Mädchenschuhe!“ „Ja, meistens tragen Frauen solche Schuhe, aber es gibt auch Männer, die die mögen.“ Und warum trägst du solche Schuhe?“ „Weil ich das Gefühl mag, darin zu gehen.“ (Obwohl mir meine Ballen mittlerweile deutlich zu verstehen gaben, dass zwei Stunden nicht nur in, sondern auf den Schuhen langsam genug seien). „Ich finde aber , das sind trotzdem Mädchenschuhe!“ „Na ja, hast du schon recht, aber es gibt eben immer
auch Ausnahmen!“ Tja, immer wieder erfrischend und beeindruckend, solche kindliche Unbefangenheit. Und hier und da auch als Vorbild tauglich...

Trotz der Mahnung von unten überredete ich meine Füße noch zu zehn Minuten, schließlich hatte ich ja noch die Krönung des Tages geplant. Ich wollte noch in dem Coco California Laden vorbei und dabei evtl. der netten Verkäuferin vorführen, wie gut ihre Kaufempfehlung angekommen ist. Das wurde allerdings zu einer Enttäuschung: Fenster dunkel und mit Papierbahnen zugeklebt – der Laden hat zugemacht. Sehr schade – er rangierte mittlerweile bei mir an erster Stelle. Glücklicherweise planen die Betreiber eine Neueröffnung in Köln, und das ist ja mein Hauptpflaster für Stöckelausflüge.

Also ein bunter voller Reisetag, wenn auch ohne Stiefelkauf. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Ich habe schon Lust, eine Fahrt nach Velen mit anschließender Schleife übers Ruhrgebiet zu unternehmen. Hat jemand Lust mitzumachen oder irgendwo dazu zu stoßen? (Ich setze diese Frage noch einmal extra ins Unterforum "Treffen").

Mit Gruß
Ralf

Das ist ja eine tolle Story, Mules und Sandaletten trage ich auch am liebsten, aber für Outdoor um diese Jahreszeit, halt nicht wirklich geeignet. Bei zu engen Schuhen, welche aber von der Länge her passen, arbeite ich inzwischen mit Schuhdehnern für HEELS. Damit hab ich mir schon einige Exemplare "gehbar" gemacht. Einfach mal bei Am..on suchen.

schöner Outdoor-Bericht, und Dörverden ist ja mal ein richtig kleiner Ort, bei Schuh Plus war ich auch schon ein paar mal

Schöner ausführlicher Bericht ! Mir fehlt meist die Lust, soeinen kompletten Tagesablauf niederzuschreiben.

Zitat von 59er

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Ich wollte noch in dem Coco California Laden vorbei und dabei evtl. der netten Verkäuferin vorführen, wie gut ihre Kaufempfehlung angekommen ist. Das wurde allerdings zu einer Enttäuschung: Fenster dunkel und mit Papierbahnen zugeklebt – der Laden hat zugemacht. Sehr schade – er rangierte mittlerweile bei mir an erster Stelle. Glücklicherweise planen die Betreiber eine Neueröffnung in Köln.

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Bleibt zu hoffen, daß die von die erwähnte Verkäuferin wieder mit an Bord ist.

Leider wohl nicht - von Hannover nach Köln? Das ist kein Familienunternehmen sondern glaube ich ein Franchise Konzept, stehen auch mit weiteren Standorten in Verhandlung.
Na ja, es bleibt eine schöne Erinnerung.

Vielleicht arbeitet sie in einem anderen Schuhladen. Dann siehst du sie bestimmt wieder.