Gestern mittag ging es spontan mit der Bahn nach Würzburg... ...bissl Shopping musste mal wieder sein...
Da es immernoch sehr warm war, durfte mich neben den Missys auch ein Jeansmini begleiten...
Lange Rede: Nachdem ich ausgiebig in der Stadt unterwegs war, geshoppt und was gegessen hatte, lief ich über den Bahnhofsvorplatz. Dabei fiel mir offenbar das Käppi aus der Handtasche, worauf ein junger Südländer Sie direkt aufhob, und mir hinterher rief, das mir was runtergefallen ist... - das ist ja nett...
Doch als ich mich umdrehte realisierte das Grüppchen offenbar erst, das ich garkein Mädel bin! Da hatte er doch tatsächlich die dreistigkeit, meine Kappe wieder auf den Boden zu werfen, und zu sagen: "Da Schwuchtel, heb selber auf..."
Boah... - ich könnt im Strahl kotzen... Ich bin mir aber ziemlich sicher, das es vor allem daran lag, das das ein Grüppchen war... - da fühlen die sich stark... Immerhin zogen die weiter und waren nicht auf Krawall gebürstet...
Eine zufällig entgegenkommende Passantin (vmtl aus "Südliche Herkunft") bemerkte die Szene und rief dem Kerl in astreinem Deutsch nach: "Was machst du??" inkl. entsprechender Geste...
In dem Moment hatte ich dann das Käppi schonwieder aufgehoben, und jeder ging weiter...
"Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont" Konrad Adenauer
Meine Standardantwort* auf "Schwuchtel" / "schwul" - Äußerungen ist: "Hättest Du wohl gern?!"
* musste ich bis jetzt nur einmal (spontan) benutzen, hab' ich aber sofort als "Standard" abgespeichert. :o)
Ärgere Dich nicht zu lange / zu viel, solche engstirnigen Vollpfosten sind das nicht wert. Außerdem hattest Du ja Unterstützung (die ein "Danke!" verdient gehabt hätte)!
Wenn @Chris Schumann das Thema nicht aufgeworfen hätte, hätte ich ein ähnliches Erlebnis vor zwei Wochen in Flensburg nicht zur Sprache gebracht, weil es mir meine eigene Reaktion etwas peinlich war, aber hey, das Forum dient ja dem Meinungs- und Erfahrungsaustausch.
Ich spaziere also am Abend in meinen zugegeben auffälligen Pumps (Foto unten) am Hafen entlang. Mir kommen zwei etwa 14-jährige Rotznasen (spontane Assoziation, sorry 🤨) entgegen, und der eine fragt: "Warum tragen Sie (!) High Heels?" Ich bleibe stehen und antworte, dass mir das gefällt. Darauf die Frage, ob ich schwul sei. Meine Antwort ist schlicht: "Nö." Und damit wäre für mich die Sache erledigt gewesen, und ich mache den ersten Schritt um weiterzugehen. Da meint der eine: "Besser so."
Ich bin dann tatsächlich weitergegangen, aber über die Aussage musste ich in den folgenden Tagen immer wieder nachdenken. Besser für wen? Für mich, weil ich sonst eine auf die Fresse bekommen hätte? Besser für die Gesellschaft? Da bin ich entschieden anderer Meinung. Wenn ich schwul wäre, würde ich für mich die Gleichberechtigung in der Gesellschaft einfordern und verfechte auch als Cis-Mann klar die Vielfalt.
Ich habe mich gefragt, ob ich auf das Vorurteil gegen Schwule hätte eingehen müssen. Aus Protest und Solidarität mit der LGBTI*-Community. Und ich habe mich geärgert, dass ich auf die Frage nach meiner sexuellen Orientierung nicht geantwortet habe, dass ihn das nichts angeht.
Ich möchte dazu anmerken, dass der Kerl freundlich und gar nicht aggressiv war, aber die herablassende Art - ich lege fest, was gut/besser ist - hat mich gewurmt. Aber ich habe nichts gesagt, und das hat mich auch gewurmt. Ich war einerseits überrumpelt, andererseits müde von der langen Autofahrt, hungrig und auf der Suche nach einem Restaurant und wollte vor allem auch einen schönen Abend haben. Sind das Ausreden für meine passive Haltung? Was meint ihr?
Jules
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Zitat von Jules im Beitrag #5Sind das Ausreden für meine passive Haltung?
Hängt von vielem ab. Hättest du grosse Hoffnung, durch ein Gespräch die Meinung deines Gegenübers zu ändern? Zumal hier kaum ein längeres Gespräch zusammengekommen wäre.
In einer kleinen Runde lohnt sich vielleicht so ein Ansatz, aber "en passant" auf der Strasse kommt wohl eher noch eine zusätzliche blöde Bemerkung hinzu, und das war's dann. Dann ist das passive Ignorieren der "einfache" Weg, der aber am Resultat nichts ändert.
So wie du im nachhinein erst drüber reflektierst, wird der Bub das auch vielleicht getan haben. Und somit ist's unterm Strich vielleicht sogar besser, denn wäre die Diskussion etwas hitziger geworden (niemand will ja unrecht haben), wäre ihm die Möglichkeit verwehrt blieben.
Also, Cache leeren, und die positiven Momente deiner Reise umso tiefer verankern.
Die Reaktionen, die Kappe wieder auf den Boden zu werfen, da kann man nur k .... , aber im Grüppchen sind wir Stark. Das sind auch immer noch meine größten Gedanken, das ich einer solchen Gruppe begegne.
Ich versuche, wenn möglich, solchen Gruppen auszuweichen. Zum Glück sieht man in der Ecken, wo ich unterwegs bin, solche Gruppen rel. selten. Ich hätte die auch mit Nichtbeachtung gestraft und wäre gegangen. Ich besitze leider nicht die Coolness eines Bekannten, der immer sehr "modebewusst" und flippig (kein MoHH) unterwegs war. Wenn den einer mit "Schwuchtel" od. "Schwulette" angemacht hat, hat der sich zu dem umgedreht und mit säuselnder Stimme zu dem Typen gesagt: "Was denn Süßer, letzte Nacht fandest du's doch geil !" Kam besonders geil, wenn der Typ dann von seiner Gruppe ausgelacht wurde.
Hört bitte auf, von mir zu erwarten, daß ich normal werde ! Wir wissen doch alle, daß das niemals geschehen wird !
Manche Mitmenschen scheinen noch nicht kapiert zu haben das wir 2024 und nicht mehr 1924 haben. 😵💫 Aber der Kommentar deines Kumpels (thommy06) ist so geil, den werd ich mir definitiv merken! 👍
Das würde mir ähnlich gehen, grade wenn ich entspannt und etwas müde und in gechillter Stimmung unterwegs bin, voller Vorfreude auf ein gutes Essen, ist auch mein Geist ganz entspannt und ohne jede Schlagfertigkeit.
Klar, wurmen würde es mich auch, nicht gleich den passenden Spruch rausgehauen zu haben. Wahrscheinlich müsste ich mich auch erst trösten, dass ich nicht besser reagierte und nun trotz solcher Idioten den Abend genießen werde. Von denen gibt es halt viel zu viele, die können wir nicht alle mal eben überzeugen oder intelligenter machen.
Lieber mal stolpern als auf einen Zentimeter zu verzichten...
Wie ein schlauer Mensch vor einiger Zeit mal sagte:
„Eine Gesellschaft, in der ‚schwul‘, ‚behindert‘ und ‚Gutmensch‘ Beleidigungen sind, hat keine Probleme am Rand sondern in der Mitte.“
Das trifft es leider sehr gut und zeigt sich immer mehr in unserer aktuellen Gesellschaft. Gegen diese Tendenzen muss man ganz sicher nicht dann ankämpfen, wenn man sich objektiv betrachtet völlig chancenlos in einer potentiell brenzligen Situation befindet, so wie es Chris erlebt hat. Aber insgesamt wird es allerhöchste Zeit, die Toleranzschwelle gegen derartiges Verhalten und die dazugehörige Geisteshaltung einmal kollektiv gegen Null zu fahren. Wenn wir uns das noch lange anschauen und Intoleranz mit falschverstandener Toleranz begegnen, dann werden wir in absehbarer Zeit in einer Welt aufwachen, die sehr an 1933 erinnern wird. Oder, um es mit Goethe zu sagen:
„Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf.“
Mich belastet das Verhalten nicht wirklich. Wollte es euch nur nicht vorenthalten. Hatte mich ja gefreut, das der Junge scheinbar Anstand hat, und die Kappe für dich aufhebt und dir ruft... ...hätte ich mich artig bedankt... ...aber so??
"Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont" Konrad Adenauer
Wir haben ein schwules Pärchen im Bekanntenkreis, für die ist das Wort „Schwul“ kein Schimpfwort, eher Tunte oder tuntig. Lieg wohl daran, dass beide sehr Tageslichttauglich sind.
Trage was Dir gefällt und akzeptiere alle anderen Menschen wie sie sind. Ist doch einfach, oder?
Meiner Erfahrung sind meine negative Erfahrungen zum großen Teil aus einer Gruppe arabischstämmigen Gruppen von jungen männern. Und hier etwas zu sagen ist vergebene Liebesmühe. Passiert auch in völligen anderen Situationen. Z.b. auf die Bitte im Nichtraucher-Bereich nicht zu rauchen, wird gar nicht reagiert. Wenn der Kommentar aus einer Gruppe kommt, kann sich die Antwort schnell hochschaukeln, da jedes Gruppenmitglied evt. Versucht noch krassere Sprüche zu bringt. Aber die Rechten sind genauso schlimm. Heute von einem heels Träger ein Video auf Facebook gesehen. Was darunter steht ist bestimmt teilweise strafbewehrt. Aber eine Meldung bei FB bringt Nix. Schon eindeutig erlebt bei der Meldung extrem rassistischer Kommentare.
Zitat von Einfachgehen im Beitrag #15Und hier etwas zu sagen ist vergebene Liebesmühe. Passiert auch in völligen anderen Situationen. Z.b. auf die Bitte im Nichtraucher-Bereich nicht zu rauchen, wird gar nicht reagiert. Wenn der Kommentar aus einer Gruppe kommt, kann sich die Antwort schnell hochschaukeln, da jedes Gruppenmitglied evt. Versucht noch krassere Sprüche zu bringt.
Das Problem mit der arabischstämmigen Gruppe kann auch sehr schnell eskalieren und wie man es derzeit in verschiedenen Großstädten sieht, habe viele davon auch gleich ein Messer oder Ähnliches parat. Leider ist hier Toleranz vielfach ein "Fremdwort". Und wegen einem nicht alltäglichen Schuh am Mann möchte ich kein Messer im Bauch haben. Hatte mal beim Einkaufen ein Erlebnis, wo es wegen einer echten Kleinigkeit leicht zu einer Schlägerei oder mehr kommen hätte können. Da war ich alleine und hatte auf einmal zwei sehr unfreundliche Typen mir gegenüber. Und komischerweise, als ich Hilfe bekam, konnten Beide nur mehr sehr schlecht Deutsch und nannten mich einen Rassisten. Dann zogen sie zum Glück ab. Ähnliches mal beim Diskonter mit lackierten Nägeln, wo sich der Mann gegenüber seiner Familie behaupten musste. Diese Intoleranz
Dass die Rassismus-Keule kommt habe ich hier öfters mal im Zug miterlebt wenn ein männlicher türkischer/arabischer Schwarzfahrer zur Kasse gebeten wurde. Hier sind die zugbegleiter öfters mal „nicht-biodeutsche“. Dann wurden die zugbegleiter als rassisten beschimpft, weil angeblich nur er kontrolliert wurde. Aber wie üblich sind die Schaffner durch den ganzen Zug zur Kontrolle.
Einfach weitergehen. Manchmal hatte ich den Eindruck dass das sie richtig nervt sich nicht provozieren zu lassen.
Zitat von Jules im Beitrag #5… und der eine fragt: "Warum tragen Sie (!) High Heels?" Ich bleibe stehen und antworte, dass mir das gefällt. Darauf die Frage, ob ich schwul sei. Meine Antwort ist schlicht: "Nö." Und damit wäre für mich die Sache erledigt gewesen, und ich mache den ersten Schritt um weiterzugehen. Da meint der eine: "Besser so."
Wir haben als (westliche) Gesellschaft viele hunderte Jahre Homophobie eingeübt, das geht nicht innerhalb von dreißig Jahren weg. Das spannende am Begriff finde ich ja, dass Homophobie nicht „Ablehnung von“ heißt sondern „Angst vor“ bedeutet. Meine Theorie ist, dass Menschen umso mehr Angst vor allem homosexuell konnotierten haben, je weniger sicher sie ihrer eigenen Identität sind, habe dafür aber nur anekdotische Evidenz.
Je nach fragendem antworte ich mittlerweile oft gar nicht mehr auf die Frage, sondern frage freundlich zurück: „wie kommst du auf die Frage?“ oder etwas schärfer „wieso, du?“
Bei Leuten ungefähr meines Alters führt das dann meisten zur Erkenntnis, dass die Vermutung bei jedem geäußert wird, der nicht den Einheitsbrei an Kleidung trägt.