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#1 | 2024 - Die Jules-Show geht weiter datum

01.01.2024 07:55 (zuletzt bearbeitet: 01.01.2024 08:03)

Liebe Forumsmitglieder und anonyme Leser:innen!

An dieser Stelle euch allen meine allerbesten Glückwünsche für das neue Jahr. Möget ihr viel Erfreuliches und Spannendes erleben, und allen Mitglieder hier, die sich noch nicht so recht in High Heels an die Öffentlichkeit trauen, möchte ich Mut und starke Nerven wünschen, damit es 2024 dann vielleicht klappt. 🍀

@Hannes73 hat im alten Jahr in diversen Threads den XXL-Fragebogen erwähnt - der Wink mit dem Scheunentor war allzu offensichtlich! 😅 Ich habe bei der Anmeldung 2019 nur den kurzen Fragebogen ausgefüllt, und mir deshalb zum neuen Jahr und als Auftakt eines neuen Threads einen Ruck gegeben und das XXL-Ding nach besten Wissen und Gewissen ausgefüllt. Und gleichzeitig einem mehrfach geäußerten Wunsch stattgegeben, und das Ganze als Fließtext abgefasst. Es ist eine Art Glaubensbekenntnis geworden - das kommt davon, wenn man im Urlaub schlaue Bücher über evangelische Theologen liest!

Jules in hohen Schuhen - Wie Was Wo Warum Weshalb?

Warum ich hohe Schuhe trage? Zunächst einmal gefallen mir hohe, ursprünglich für Frauen konzipierte, Schuhe oft besser als die klassischen Herrenschuhe. Mehr Vielfalt im Design, mehr Verspieltheit, mehr Erotik � das ist alles wichtig für mich.

Und damit komme ich zum zweiten Grund: Ich gefalle mir selbst besser in hohen Schuhen. Das hängt wohl damit zusammen, dass ich mich nicht als klassischen Mann sehe und fühle. Ich habe ganz klar eine weibliche Seite ist, von der ich noch nicht weiß, ob sie nur 30 oder eher 50 Prozent meiner Persönlichkeit darstellt.

Und dann wäre da auch die Lust an der Provokation. Das Infragestellen gängiger Stereotypen und Klischees scheint mir in einer Gesellschaft wichtig, in der Positionen des Mainstream durch (a-)soziale Medien schneller und weiter verbreitet werden. Es fehlt der Umwelt, in der ich lebe, nicht an Egoisten, aber definitiv an starken Individuen.

Hohe Schuhe trage ich mittlerweile zu nahezu allen Gelegenheiten. Gestern zum Jahreswechsel im Kreis meiner Lieben (Frau und Tochter), im Beruf, in der Freizeit wenn ich abends weggehe ins Restaurant, ins Kino, ins Theater usw. Frau und Tochter, die Arbeitskolleg:innen wissen von meinem Faible und haben es akzeptiert. Einige Bekannte offensichtlich auch, aber die haben mich bisher nicht darauf angesprochen.

Einzige Ausnahme: Wenn ich meine Eltern sehe. Sie entstammen der Nachkriegsgeneration, unser Verhältnis war lange aus diversen Gründen Zeit nicht besonders gut und verbessert sich jetzt erst gerade. Das möchte ich nicht aufs Spiel setzen indem ich sie mit einer Seite von mir konfrontiere, die sie nicht verstehen oder falsch interpretieren würden.

High Heels habe ich zunächst nur online gekauft, mittlerweile kaufe ich sie auch manchmal im Geschäft, wenn es sich anbietet, zum Beispiel in Paris. Aber die Marken, auf die ich stehe, haben in der Regel keine Boutique in Luxemburg, also immer noch viel über den Online-Handel, aber eben dann direkt beim Hersteller und nicht über Amazon oder andere Plattformen. Derzeit besitze ich 28 Paar hohe Schuhe und sehr viel mehr sollten es auch nicht werden. Ich kaufe eher im Luxussegment und als Hausmarke kristallisiert sich Gianvito Rossi heraus. Viva Italia!

Beim Kauf kommt es mir zunächst auf den Tragekomfort und auf die Qualität an. Deswegen lande ich dann auch immer schnell im Luxussegment. Schuhe machen ist eine Kunst und Kunst kostet Geld. Ich kaufe keine Schuhe, in denen ich nicht gehen kann. Die 105 mm hohen Absätze meiner Stiefel von Aquazzuro (siehe Bildergalerie) sind hoch genug, um buchstäblich aus der Masse herauszustechen.

Meine Fehlkäufe waren fast alle aus dem Billigsegment � Fehler aus der Zeit, als ich noch ein Neuling hier war (um 2019). Reparaturen sind in der Regel nur bei den Absätzen fällig, und in der Stadt gibt es einen ganz guten Schuster.

Am liebsten trage ich hochhackige Stiefel und Pumps � ganz klar weil es sich um klassisch weibliche Schuhe handelt. Besonders provokant ist ein Paar goldene Pumps mit Plateau � damit falle ich im Sommer garantiert überall auf! Klackern tun sie natürlich auch, aber das muss ich halt in Kauf nehmen. Müsste meiner Meinung nach nicht sein, denn ich will eigentlich nicht durch Krach auffallen, und zudem nervt es meine Frau.

Das erste Mal habe ich Schuhe zum Schulfasching (mit 16?) getragen � hochhackige Stiefel meiner Mutter. Das war ihre Idee, nicht meine. Das würde sie heute vermutlich abstreiten; sie war schon mal toleranter (weil jünger?). Ich ging relativ gut darin und es hat auch Spaß gemacht, aber danach interessierte ich micht nur für High Heels im Kontext �Frauen�. Vor vier Jahren hatte ich dann einfach aus einer Laune heraus Lust, selber welche zu tragen, und habe mir ein Paar Stiefel von Tamaris gekauft. Erste Erfahrungen damit sammelte ich in Wien, zuerst mitten in der Nacht und dann auch am Tag. Die Stiefel trage ich immer noch!

Ich habe eigentlich kaum negative Reaktionen erlebt, dafür aber ein paar positive Rückmeldungen bekommen, in der Regel von Frauen, aber auch von einigen männlichen Kollegen. Wenn ich unterwegs bin, schauen die meisten Leute gar nicht hin, sie registrieren oft gar nicht, dass ich hochhackig unterwegs bin. Und wenn, schauen sie eventuell verwirrt oder interessiert, aber in den wenigsten Fällen spricht mich jemand an.

Das ist mir auch ganz recht, ich will nicht um jeden Preis auffallen, sondern so akzeptiert werden, wie ich bin. Wenn der eine oder andere dabei seine Klischees in Frage stellt, umso besser. Und ob mich jetzt jemand für schwul hält oder nicht, ist mir eigentlich herzlich egal. Homosexualität ist nicht mehr geächtet hierzulande, und was interessiert mich, was die Masse denkt (wenn sie denn überhaupt denkt!)?

Im nächsten Leben werde ich hoffentlich als lesbische Frau wiedergeboren, das kann ein Spaß werden. Nur unter Frauen zu sein und alle tragen High Heels � das wär doch was, oder? 🥰 Ich kann nämlich mit der klassischen Männerwelt und deren Interessen nicht viel anfangen, und weil die Frage im XXL-Fragebogen auftaucht: Nein, ich finde Männer in High Heels nicht erotisch. Ich finde auch Männer ohne High Heels nicht erotisch. Männer sind einfach nicht mein Ding, auch wenn es in meinem Umfeld einige ganz nette gibt.

Damit sind wir bei den Dress-Codes: Ich halte nicht viel von Dress-Codes, weil sie meinem Gefühl von Freiheit widersprechen, aber ich halte auch nichts davon, wenn die Kleidung nicht zum Anlass passt. In High Heels in den Baumarkt zu gehen, finde ich albern, es sei denn, ich trage tagsüber High Heels und gehe u.a. in den Baumarkt. Aber ich trage im Alltag auch keine Stiletto-Pumps und tauche dann auch nicht in solchen Schuhen im Baumarkt auf. Im Konzerthaus oder im Restaurant schon, da passt dann der Schuh zum Anlass. Man bindet sich auch nicht einen Schlips um, nur weil man im Möbelhaus eine neue Küche kaufen will.

Mein Frau pocht übrigens auf ihr Recht, keine hohen Schuhe zu tragen. Soviel Freiheit muss sein, auch und gerade bei ihr. Manchmal trägt sie dann doch welche. Wenn der Anlass es hergibt und manchmal auch, um mir eine Freude zu machen. Sie ist die beste Frau der Welt, keine Frage!

Und nun zum Schluss, die Frage ob hohe Absätze beim Mann wieder Mode werden können. Nein, das glaube ich nicht. Stars und männliche Models sind eine Sonderkategorie Mensch und können damit nicht als unsere Botschafter gelten. Das werden wir wohl selbst übernehmen müssen, aber wir werden eine Randerscheinung bleiben. Die (a-)sozialen Medien tragen eher dazu bei, dass alle das Gleiche tragen, und ich habe den Eindruck, dass jüngere Generationen eher in der Masse mitschwimmen als sich als besonders individuell outen möchten. Vielleicht irre ich mich. Hoffentlich irre ich mich!

Macht es einfach!

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